Montag, 9. Februar 2009

„Republika Makedonija“ - Von Hitler zu Tito

Das Territorium der „Former Yugoslav Republik of Macedonia“ (FYROM) besteht aus slawischen und albanischen Gebieten, die im Rahmen Jugoslawiens
bis 1944 für südserbisch gehalten, überwiegend von einer pro-bulgarischen Minderheit bewohnt und „Vardarska Banovina“ offiziell genannt wurden.
Von „Mazedonien“ war im Rahmen Jugoslawiens bis 1944 keine Rede, eher Angst herrschte dort bei diesem Wort wegen der Ansprüche eines anderen Nachbars, Bulgarien, der auf dem Standpunkt stand, Jugoslawien hat die allerwenigsten Berechtigungstitel, dieses Gebiet zu besitzen.
Gut bekannt in der historischen Forschung ist, dass die panslawistische Propaganda, der großbulgarische Expansionismus und die kommunistische Internationale verschiedene Ideen im Laufe des 20. Jahrhunderts zur Gründung eines Staates mit dem Namen „Mazedonien“ auf der Balkan-Halbinsel geboren haben, welche allerdings nicht so weit gediehen sind, dass man mit der Realisierung des Planes beginnen konnte.

Viel weniger bekannt ist aber, dass der erste, der offiziell in den Gebieten Jugoslawiens, wo heute FYROM steht, einen Staat mit dem Namen „Mazedonien“ ausrufen wollte und ganz konkrete Schritte in diese Richtung getan hat, Adolf Hitler war. Dies ist erfolgt, bevor Josip Broz Tito die Macht in Jugoslawien an sich reißen konnte und parallel zu seinen eigenen Bemühungen zu diesem Zweck (Versammlung von
Titofreundlichen und anderen Partisanen am 02.08.1944).
Konkret: Anfang September 1944 befand sich Hitler in einer aus militärischer Sicht extrem komplizierten Lage. Er musste seine Besatzungsarmee aus Griechenland zurückziehen und sah sich von seinen treuesten Verbündeten auf dem Balkan, den Bulgaren, denen er Teile Griechenlands und Jugoslawiens überlassen hatte, allein gelassen. Die Bulgaren waren, um ihre Haut zu retten, dabei, eine spektakuläre Pirouette zu vollziehen, und haben tatsächlich am 08.09.1944 die Front gewechselt und dem Deutsche Reich den Krieg erklärt. Genau zu diesem Zeitpunkt hat Hitler den „Führerbefehl“ erlassen, einen neuen Staat in Süd-Jugoslawien als deutsches Protektorat namens „Mazedonien“ zu gründen.

Die deutsche historische Forschung hat herausgefunden, dass dieser Befehl innerhalb der ersten drei Tagen des Septembers 1944 ergangen sein muss. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ein schriftliches Dokument mit der Unterschrift Hitlers in den deutschen Archiven noch nicht gefunden worden ist, was angesichts der Vorliebe des Führers für das Mündliche nicht verwunderlich ist, aber die Forscher halten dieses Ereignis auf Grund anderer schriftlicher Dokumente und der nachfolgenden Handlungen für absolut sicher. Der Zweck dieses Führerbefehls war, den Abzug der deutschen Streitkräfte aus Griechenland und dem West-Balkan sicherzustellen.
Wäre der Plan damals mit Erfolg gekrönt worden, hätte wahrscheinlich dieser neue Staat seine eigene Armee als Hilfstruppe der deutschen gehabt, und keiner kann ausschließen, dass sein Territorium nicht auch auf griechisches Gebiet erstreckt worden wäre.
Als „Staatspräsident“ des auszubrütenden neuen Staates war von Hitler der historische Anführer der „Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation“
(IMRO) erwählt worden, Ivan Michajlov, bekannt auch unter seinem Kriegsnamen Radko Dejanow. Unter dem Namen IMRO firmierten die berüchtigten bulgarischen Kommitatzi, welche mal einen direkten Anschluss
„Mazedoniens“ an Bulgarien, mal einen „zweiten bulgarischen Staat“ auf dem Balkan anstrebten. Ivan Michajlov tendierte eher zu der zweiten Variante.
Die Selbstdefinition dieses Anführers, der 1928 die absolute Macht der IMRO an sich gerissen hat, indem er den vorigen starken Mann der Organisation A. Protogerov ermordete, war bis zum Ende seines Lebens: „Ich bin ein Bulgare
aus Mazedonien“. Um seine Pläne zu realisieren, war er schon lange Mitarbeiter Mussolinis und seit 1939 kooperierte er mit Hitler.

Die raschen militärischen Entwicklungen auf dem Balkan und die sich für die Deutschen extrem verschlechternden Bedingungen haben schließlich Hitler 1944 nicht die nötige Zeit und die Mittel zur Proklamierung jenes „faschistischen Mazedoniens“ gegeben, die deutsche Armee verließ
Griechenland auch ohne seine Hilfe. Es bleibt dennoch der erste offizielle
Versuch in der Geschichte, einen Staat „Mazedonien“ in den Gebieten der
heutigen FYROM zu gründen.

Tito löste Hitler in diesem Staffellauf ab und gründete das „kommunistische Mazedonien“ im Rahmen der föderativen Volksrepublik Jugoslawien, als Vehikel seiner expansionistischer Pläne gegen Griechenland und Bulgarien nach 1945. Aber diese Geschichte ist gut bekannt und braucht hier nicht wiederholt zu werden.

In FYROM erklärte die offizielle Politik und Geschichtsschreibung zwar den 02.08.1944 zum Geburtstag ihres Staates („zweites Ilinden“), gelegentlich feiert man aber auch die historischen Ereignisse von September 1944: „Auch Hitler hatte die mazedonische Nation anerkannt“ war das Titelblatt der politischen Zeitschrift „Makedonsko sonse“ 2001!
(Weitere historische Informationen darüber s. u.a. bei Stefan Troebst, Das makedonische Jahrhundert, R. Oldenbourg Verlag, München 2007, einem Verfasser, der alles andere als Verdächtig ist, griechischfreundliche Positionen zu vertreten).

Kostas Dimakopoulos, Jurist und Politologe
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